# Laboratorien und Wissenschaft
Naturwissenschaftler arbeiten in Laboratorien. Es wird experimentiert und falsifiziert, Daten werden gesammelt und Hypothesen überprüft.
Wissenschaftler stellen wir uns allzu oft als Frauen und Männer in weißen Kitteln vor, die in Krankenhäusern, industriellen Komplexen und nicht zuletzt in Laboratorien hantieren. Erst am Ende von viel Handarbeit kommt die mühsame Schreibarbeit dazu, man teilt Erkenntnisse und Forschungsergebnisse in renommierten Journalen und Magazinen wie Science und Nature mit der Fachwelt.
An die Geisteswissenschaften – oder im Englischen [Humanities](https://en.wikipedia.org/wiki/Humanities) genannt – denkt man dagegen eher weniger. Gerade in Glaubens- und Weltdeutungsfragen, da wo die Tätigkeit nicht direkt von teurem Laborequipment abhängt, kann jeder mitmischen, was soll daran schon exklusiv wissenschaftlich sein?
Genau das ist der Punkt, Wissenschaftlichkeit ist nichts Exklusives, Experimentieren kann jeder auch Zuhause in der Garage der Eltern machen – wie [Michio Kaku](https://en.wikipedia.org/wiki/Michio_Kaku) als Kind in seiner Garage einen funktionsfähigen Teilchenbeschleuniger baute.
[Wissenschaft](https://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaft) ist zuerst einmal eine [Proposition](https://de.wiktionary.org/wiki/Proposition?q=). Als Prädikat bezeichnen wir mit *wissenschaftlich* bestimmten Erkenntnisbestrebungen, Forschungen und öffentlichen Diskussionen, die wir für besonders elaboriert und vertrauenswürdig halten, wir assoziieren damit unsere Erwartung, dass ihre Ergebnisse an hohen Standards gemessen werden und deshalb von hoher Qualität sind.
Dieser positiv konnotierten Bezeichnung stimme ich voll und ganz zu. Wir haben Wissenschaft institutionalisiert und formalisiert, das ist ein wichtiger und produktiver Prozess – trotzdem es gibt auch konservative Elemente, die hinterlich sein können. Insebsondere, wenn es darum geht die digitale Welt mit der traditionellen Bücherwelt der Geisteswissenschaften zu vermählen.
Darüber hinaus können uns Institutionen auch enttäuschen. Aber das ist gut, auch wenn es weh tut. Die Desillusion lässt uns die Dinge klarer sehen, befreit vom Nebel der Verehrung betrachten wir die Dinge neutraler. Das sollte uns nicht daon abhalten, die falliblen Institutionen den Idealen, in die wir uns vernarrt hatten, tatsächlich näher zu bringen.
Gerade zu letzteren geben die wissenschaftlichen Institutionen reichlich Raum – der will genutzt sein.
# Zettelkasten – eine kurze Geschichte
Die [Geschichte des Zettelkastens](https://en.wikipedia.org/wiki/Zettelkasten#cite_note-42) ist lang und soll an einer anderen Stelle entfaltet werden.
Bekannte Intellektuelle wie Walter Benjamin, Roland Barthes und Hans Blumenberg haben elaborierte und umfassende Zettelkasten unterhalten. Aber keiner hat das systematische Arbeiten mit Zettelkästen so auf die Spitze getrieben, wie Niklas Luhmann.
Viele Produktive Gelehrte haben die Methode systematischer Denkarbeit mithilfe einfacher Nummerierungssysteme und Notiz- bzw. Fresszetteln, große Netzwerke aus Überlegungen, Skizzen, Kritiken, Würdigungen, Ideen und Konzepten zusammengetragen. Das System selbst spielt bei der Erzeugung von Texten und innovativen-kreativen Ideen nur eine untergeordnete Rolle. Es hat lediglich die Funktion die unüberschaubar große Anzahl an Notizen sinnvoll zu verbinden, so dass sie später wieder gefunden werden *können*, um mit ihnen eine hilfreiche Interaktion zu führen.
# Ein Gedankenlabor
Naturwissenschaftler haben ihre Laboratorien, sie experimentieren und forschen mit Reagenzgläsern, überprüfen biologische, chemische und physikalische Hypothesen. Aber was tun Geisteswissenschaftler?
In Seminaren und Journalen diskutieren sie Probleme und schlagen Lösungsansätze für abstrakte Forschungsprobleme, die konkreten Problemen in Gesellschaft, Kultur, Politik und Religion entspringen.
Wo aber sollten die einzelnen Individuuen ihre Hypothesen bilden, überprüfen, kritisieren und mit entfernten, teils sachfremden Konzepten in Verbindung setzten? Wo, wenn nicht im Zettelkasten.
Die digitale Welt bietet sogar die Möglichkeit Gedankenlaboratorien in Kooperation mit anderen Wissenschaftlern zu pflegen. Ein Problem wir letztlich die Zeit bleiben. Professoren haben immer weniger Zeit für die eigentliche Forschung.^[Vgl. Georg Pfleiderer: Professionalisierung der Professoren? Ein Berufsethos im universitären Change-Management, in: Lehren und Lernen. Enseigner et étudier. Vereinigung der Schweizerischen Hochschuldozierenden. Bulletin 44. Jg. Nr. 1 –April 2018, 18-26.]
Nichtsdestotrotz vertraue ich, dass sich das in Zukunft bessern wird – es muss!
Der digitale Zettelkasten als Methode, so meine Überzeugung, kann einen wesentlichen Beitrag leisten, geisteswissenschaftliche Forschungsarbeit kollaborativer und für den Einzelnen effektiver zu gestalten.
# Dogma-Lab
Dogma-Lab soll ein Bullauge in die innere Maschinerie meines eigenen Zettelkastens sein. Ein Einblick in ein anwendbares Konzept, das noch in der Entwicklung ist, aber deren Antrieb bereits warm läuft.
Auf Dogma-Lab teile ich längere, komplexere, verschachteltere Aufsätze (prä-publications) und Experimentelles.
In vielen wissenschaftlichen Journalen ist nicht viel Raum für Experimente, erst nach vielen Jahren und etablierten Textbeständen, der zu überzeugen vermag, werden explorative Texte auch in wissenschaftlichen Journalen akzeptabel. Zumindest in den wenigen, die ich selbst kenne und lese. Naürlich gibt es auch [Ausnahmen](https://cursor.pubpub.org/).
Hier will ich die Schwelle für mich selbst möglichst tief setzten. Das hier ist mein privates und eigenes Gedankenlabor – es will in keiner Weise repräsentativ sein für die Arbeit die an der Universität oder anderen geisteswissenschaftlichen Institutionen geleistet wird.
Trotzdem habe ich damit einen *wissenschaftlichen* Anspruch. Es will mehr wie ein Blog sein, die Texte sind anspruchsvoll, manchmal inhaltlich schwer verständlich und stark vom wissenschaftlichen Kontext, in dem ich mich bewege abhängig.
Dogma-Lab ist mein Experiment zu einer digitalen Zukunft geisteswissenschaftlich zu arbeiten. Ein erster Schritt auf meiner ganz eigenen Entdeckungsreise.
Herzliche Einladung einen Blick hinter die Kulissen meiner wissenschaftlich Textarbeit zu werfen!
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